Am Samstag, 12.09.2015 haben Minerva und eine große Anzahl ihrer Mitstreiter an der großen Kundgebung gegen den Fortbestand des Stierkampfes „Toro de la Vega“ in Tordesillas teilgenommen. Am Dienstag, den 15. September 2015, findet dieser Stierkampf wie jedes Jahr in Tordesillas statt. Dabei wird in diesem Jahr der imposante Stier mit dem Namen Rompesuelas mit Lanzestößen zu Tode gebracht. Seit Wochen versuchen spanische Tierschützer die spanische Bevölkerung für dieses Thema zu sensibilisieren.
Eine Vielzahl von Kampagnen wie Unterschriftensammlungen und Mahnwachen wurden bereits durchgeführt. Viele in Spanien berühmte Sänger, Schauspieler, Schriftsteller, aber auch Politiker und sogar konservativere Zeitungen wie „El País“ haben sich auf die Seite der Tierschützer gestellt, um diesem barbarischen Schauspiel ein Ende zu setzen. Seit Jahren kämpfen die spanischen Tierschützer unter anderem zusammen mit der spanischen Tierschutzpartei PACMA gegen den „Toro de la Vega“, leider bisher ohne Erfolg. In diesem Jahr sollen bis zu 100.000 Menschen in Madrid auf der Puerta del Sol an der Kundgebung teilgenommen haben – eine enorme Zahl, die von den Befürwortern des Stierkampfes schlicht geleugnet und angezweifelt wird.
Die Bilder aber sprechen eine andere Sprache und beweisen, dass unzählige Spanier sich dieses jährlich stattfindenden Gemetzels schämen und ihm endlich Einhalt gebieten möchten. Am Dienstag, 15.09.2015 findet in Tordesillas eine große Aktion gegen diesen Stierkampf statt, Rompesuelas soll leben, ist die einhellige Meinung aller Tierschützer und aller Menschen, die Quälerei und Tortur gegen Tiere oder auch Menschen verabscheuen. Leider stehen die Chancen für den Stier, dass der Stierkampf in allerletzter Sekunde abgesagt wird, bei Null. Und damit steht bereits heute fest, dass Rompesuelas die Sonne am Mittwoch nicht mehr aufgehen sehen wird. Dass unsere spanischen Tierschützer sich dieser barbarischen Tradition vehement entgegenstellen, finden wir absolut richtig und nachahmenswert und sprechen ihnen unsere hundertprozentige Solidarität aus!
Rompesuelas – im Namen spanischer Traditionen getötet
Etwa 20 Minuten dauerte Rompesuelas Kampf um sein Leben. 20 Minuten, in denen er von Lanzen tragenden Reitern und Läufern bedrängt, um sein Leben rannte – vergeblich. Ebenso vergeblich der Kampf der Tierschützer um sein Leben. Seit dem frühen Morgen des 15. September 2015 versammelten sich immer mehr Gegner des mittelalterlichen tödlichen Spektakels in den Straßen von Tordesillas. Es kam zu heftigen verbalen aber auch körperlichen Auseinandersetzungen mit denjenigen, die die Veranstaltung als traditionsreiches und erhaltenswertes Fest verteidigen, insbesondere natürlich viele der 9.000 Einwohner von Tordesillas. „Mörder“ titulierten die Tierschützer die Stierkampfanhänger, „Mistkerle, haut ab“ kam es von der anderen Seite. Ein Reporter wurde von einem Stierkampfanhänger mit Schlägen attackiert und wüst beschimpft. Während ein Tierschützer von der Polizei festgenommen wurde, durfte dieser pöbelnde Stierkampfanhänger unbehelligt seiner Wege gehen.
Viele Tierschützer hatten an zentralen Stellen, die der Stier Rompesuelas und seine Verfolger passieren sollten, mit übereinandergeschlagenen Armen eine Kette gebildet, um den Beginn des Spektakels zu verhindern. Ein Tierschützer hatte sich sogar mit einem Schloß an ein Verkehrsschild gekettet, die Polizei brach das Schloss mit einer Brechstange auf und führte den Mann weg. Die Polizei bemühte sich, die mit den Armen verbundenen Tierschützer abzudrängen, als der Zeitpunkt des Beginns des unwürdigen und blutigen Spektakels kam, wurden Rompesuelas und seine Verfolger trotz der Mahnung der Polizei an die Veranstalter, dass sich noch Tierschützer in dem Bereich befänden, „losgelassen“, auch auf die Gefahr hin, dass Menschen, die sich für das Leben des 640 kg schweren Stiers einsetzten, verletzt würden.
Nur sehr kurz kann das Triumphgefühl desjenigen gewesen sein, der Rompesuelas den tödlichen Lanzenstoß versetzt hat, denn von der Veranstaltungsleitung wurde das Spektakel „ungültig“ erklärt, da einige Regeln nicht eingehalten worden seien…
Rompesuelas dürfte es mehr als gleichgültig sein, ob die Lanzenstöße, die ihm Schmerzen verursacht haben, die Art, wie Reiter und Läufer ihn verfolgt, ihn bedrängt, ihm Angst gemacht haben, den Regeln entsprachen oder nicht – er ist TOT, ob regelkonform zu Tode gebracht oder nicht.
Die Tierschützer werden ungebrochen weiter gegen den „Toro de la Vega“ kämpfen, die Unterstützung in der Bevölkerung wird von Jahr zu Jahr größer. Neben der spanischen Tierschutzpartei PACMA hat sich nun endlich auch die PSOE, die spanische sozialistische Arbeiterpartei, gegen einen mit Lanzen geführten Stierkampf positioniert, hoffen wir zusammen mit unseren spanischen Freunden, dass Rompesuelas das letzte Opfer einer mittelalterlichen barbarischen Tradition wurde, die im 21. Jahrhundert keinerlei Daseinsberechtigung mehr hat.
Quelle: El País vom 16.09.2015