Pitu kam im Alter von 6 Jahren im Mai 2022 ins Tierheim. Er wurde bei seinen Vorbesitzern bis dahin nicht als Jagdhund, sondern als Maskottchen im Haus gehalten. Was sich erst einmal nach „Glück gehabt“ anhörte, stellte sich schnell als weit entfernt von „Glück gehabt“ heraus. Pitus Vergangenheit schien, sagen wir, „schwierig“ gewesen zu sein, denn er zeigte sich im Tierheim deutlich verhaltensauffällig. Er war extrem futterobsessiv und schwankte in vielen Situationen zwischen lustig und völlig überdreht bis hin zu hysterisch und grantig. Und er wusste seine Zähne sehr gut einzusetzen.
Ich lernte Pitu bereits im Mai 2022 in der PROA kennen und dieser vermeintlich freche Zausel eroberte mein Herz im Sturm. So verbrachte ich einige Zeit in seinem Zwinger, lernte den verunsicherten Buben hinter der frechen Maske kennen und war mir sicher: den Kerl bekomme ich hin! Mein Herz gehört nun mal den Hunden mit Ecken und Kanten und es erfüllt mich, diesen Hunden ein Sprungbrett zu bieten und ihnen den Weg in eine glückliche Zukunft zu ebnen.
So kam Pitu Anfang Juli 2022 nach Deutschland. Die erste Woche war hart für ihn und alle, die sich in seiner Nähe aufhalten wollten oder mussten. Ohne Maulkorb ging in den ersten Tagen nichts. Doch mit der Zeit begann Pitu auszuatmen, er merkte, dass die anderen Hunde gar nichts von ihm wollten und fing Stück für Stück an, mir zu vertrauen. Dann kam die Zeit, wo er der netteste und liebevollste Hund war – solange kein Essen im Spiel war und man nichts von ihm wollte. Und „wollen“ konnte schon schnödes anleinen oder Mantel an-/ausziehen oder nach dem Spaziergang nicht nach Hause, sondern mit dem Auto nochmal los wollen sein… Dann war wieder vom Blendaxlächeln bis zum beherzten Biss alles drin.
Pitu ist eine echte Couchpotatoe, wenn es nach ihm ginge, könnte man außerhalb der Spaziergänge einfach zu Hause abhängen. Aber allein? Nein, ach Du liebe Güte, natürlich nicht alleine ohne Mutti! Mit monatelangem Üben und dem Vertrauensaufbau zu weiteren Personen haben wir zwar einiges erreicht, doch ohne seine Bezugsperson zu sein, war und ist ein riesiges Thema für Pitu. Mal eben ein spontaner Einkaufsbummel oder ein nettes Abendessen im Restaurant ohne Pitu sind für mich Geschichte, seit er da ist. Tage, an denen dringende Termine stattfinden müssen, werden generalstabsmäßig durchgeplant, Hundesitter organisiert oder bei kürzeren Abwesenheiten der Status quo mit Kameras überwacht und ein flotter Aufbruch nach Hause mit einkalkuliert.
Viele Monate suchten wir ein Zuhause für Pitu, das ihm das bieten kann, was er braucht und was in seiner Pflegestelle eben nicht in dem Maße vorhanden ist: mindestens zwei in sich ruhende, verlässliche Bezugspersonen, die eher der häusliche Typ sind und wenig Wert auf Unternehmungen legen, wo ihr Hund nicht dabei sein kann bzw sich dabei abwechselnd vertreten können. Die berühmte Nadel im Heuhaufen…
In all den Monaten öffnete Pitu sich immer mehr. Der Mensch im Allgemeinen wurde für ihn langsam wieder einschätzbar, er lernte, dass bestimmte Handlungen seinerseits immer dieselbe Reaktion meinerseits auslösten. Er versteht mittlerweile, dass er sich auf mein Tun verlassen kann und das tut ihm unglaublich gut. Von Monat zu Monat bemüht er sich mehr, sich an mein Leben anzupassen. Und vieles fiel und fällt ihm wirklich schwer. Für die Menschen, die ihn nicht näher kenne, wirkt er mittlerweile wie ein ganz normaler Galgo, ein bisschen schüchtern anfangs, aber nicht übermäßig schwierig im Umgang.
Und doch sind wir jetzt an einem Punkt angekommen, wo ich mich geschlagen geben muss. Ich liebe diesen verstörten Kerl mit seinem riesengroßen liebebedürftigen Herz sehr und hätte für ihn so gerne sein perfektes Zuhause gefunden. Denn lieben heißt auch loslassen können.
Doch schaue ich mir Fotos von ihm und mir an, muss ich einsehen, dass Pitu in seinen Augen dieses Zuhause schon gefunden hat. Er ist offenbar bereit, mit den Kompromissen zu leben, die ein Leben mit mir ihm täglich abverlangt. Und mal ehrlich, wenn er bereit ist, für ein Leben bei mir Kompromisse einzugehen, wie sollte ich es dann nicht sein? Manchmal heißt lieben eben auch mit Kompromissen leben…
Zudem haben sich in den letzten Monaten bei ihm kleinere körperliche Baustellen aufgetan. Nicht der Rede wert für ihn, aber doch ein weiteres ziemlich wahrscheinliches Ausschlusskriterium für etwaige Interessenten.
Und so soll es nun sein, die Suche soll ein Ende haben und Pitu endgültig ankommen dürfen. Pitu bleibt bei mir, bis dass der Tod uns scheidet.
Weil es Liebe ist…
Über Paten für unser Vereinsmaskottchen Pitu würden wir uns sehr freuen. (nz)