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Spanien Mai 2019

Mittwoch, 9.00 Uhr – der Flieger nach Madrid hebt pünktlich ab. Endlich ist es soweit. Eine ganze Woche Proa in Madrid! Die Vorfreude bei Nicole und mir ist groß. Die spanischen Freunde wieder sehen – Minerva, Yolanda Martha, Jose, Olga und all die anderen. Und natürlich die Hunde!

Da sind die Langzeitinsassen, die keine oder nur wenig Chancen auf Vermittlung haben- Catarata – schon 7 Jahre im Tierheim. Ob sie immer noch ängstlich in ihrem Zwinger auf und ab läuft wenn man sie besucht? Jeicko – der keinen Zweifel daran lässt, dass er es ernst meint wenn man ihm zu lange in die Augen sieht. Oder die Neuzugänge. Gambio, Grace, die vielen Galgos, die wir bisher nur von Fotos kennen. Wie mag es ihnen gehen?

Wir landen pünktlich, schnell den Mietwagen holen, dann geht es Richtung Alcorcon, ein Vorort von Madrid, an dessen Rand das Tierheim liegt. Nicole chauffiert uns sicher durch den anstrengenden madrilenischen Großstadtverkehr und im Angesicht der entsetzlich unübersichtlichen Kreisverkehre bin mir sehr sicher, dass sie auch den Rest der Woche hinter dem Steuer verbringen wird…

Da ist es. In der heißen Mittagssonne zwischen Feldern und Autobahn liegt das Tierheim der PROA.
Und da sind sie alle, eben noch haben die Hunde in der heißen Mittagsonne gedöst, jetzt kündigen sie uns mit lautem Gebell an. Herzliche Begrüßung durch Martha. Sie ist die einzige feste Mitarbeiterin, die sich um die Tiere kümmert. Wir starten eine Runde durch die Zwinger.
Gleich vorne leben zwei Neuankömmlinge, Rocio und die wilde, unbekümmerte Alina, die, einmal losgelassen, sofort den Weg auf den Tisch findet.
Und auch Jimmy, der kleine Schnauzer sitzt dort. Er soll ein Problem mit dem Anlegen von Halsband und Geschirr haben. Wir werden sehen…

Weiter zu der alten Bullterrierhündin Buri. Fast blind, aber immer noch lebensfroh. Und da ist Savanna, Mix aus Schäferhündin und Malinois. Sie war vermittelt, ist nun aber wieder zurück im Tierheim. Dankbar für jede Streicheleinheit, freut sie sich sehr über den unverhofften Besuch. Zu lange können wir nicht bei ihr bleiben, es sind noch so viele Hunde…Als wir die Tür hinter uns schliessen, legt sie sich auf ihre Decke und fängt hektisch an zu nuckeln. Savanna kommt nur schwer mit dem Alleinsein zurecht.
Unser Weg führt uns weiter zu der kleinen Bande. Copito, Ricky, die scheue Pepa.

Dann kommen wir zu den Galgos. Viele Galgos. Alle in Aussehen und Charakter ganz unterschiedlich. Yorie, ein großer Rüde, etwas rauhaarig, William, ein weißer Rüde. Babette, ein fröhliches Galgomädchen.
Wir setzen unseren Rundgang fort. Am Ende der Reihe Jeicko. Unwillkürlich weicht man seinem Zwinger aus, so gut es geht. Er bellt die unbekannten Besucher wütend an. Ganz der Alte!

Auf der anderen Seite der Anlage zunächst Bella, ein Kraftpaket mit guter Laune.
Dann Chusita, eine Mastin Espanol Mix Hündin die wir im letzten Jahr kurz kennen lernen durften. Da war sie grad angekommen, saß in der Quarantänestation. Voller Flöhe und Zecken. Alt ist sie geworden. Schwerfällig steht sie auf, dankbar, dass jemand ein wenig Zeit für sie hat.

Wir sind soeben mit unserem Rundgang fertig, da treffen Minerva und Yolanda ein. Großes Hallo! Bei Yolanda dürfen wir wohnen, sie lebt in einer schönen Wohnung in Alcorcon, unweit des Tierheims. Also fahren wir gemeinsam zu ihr, dann geht es in ein kleines Restaurant. Und zu unserer heimlichen Leidenschaft- dem spanischen Essen. Am späteren Abend planen wir die Woche in Madrid. Hauptaufgabe ist es natürlich, die Hunde kennen zu lernen, eine Menge Fotos und Videos mit nach Hause zu bringen.

Aber es bleibt noch genug Zeit, sich ein wenig in Madrid und Umgebung umzusehen. Toledo mit seinem historischen Stadtkern soll es sein. Und natürlich ein Besuch in Madrid. Wir hoffen, uns das Museo Thyssen Bornemisza ansehen zu können. Und unser ganz besonderer Wunsch- der Naturpark Hoces del Duraton mit seiner großartigen Gänsegeierkolonie.

Am nächsten Morgen gehen wir frühstücken. In einem kleinen Lokal, dass auch nur morgens geöffnet hat. Ausschließlich von Spaniern besucht, gibt es dort unsere geliebten Churros con Chocolate…Nicht sehr kalorienarm, aber so sind wir gut gestärkt für den Besuch in Madrid.

Mit der Metro sind wir schnell im Zentrum von Madrid und verbringen schöne Stunden in der Stadt. Das Museum, Plaza del Sol, Plaza Major.
Dann wird es Zeit, wieder Richtung Alcorcon zu fahren. Schließlich warten dort die Hunde.

Ich bin überrascht, dass Reggio, der im letzten Jahr noch so zurückhaltend war, sich jetzt anfassen lässt. Auch Catarata, die mit ihm zusammen lebt, wirkt nicht mehr ganz so ängstlich. Nebenan im Zwinger ist Nicole schon dabei, Grace zu fotografieren.
Eine fröhliche, kleine Hundedame, die hoffentlich sehr schnell ein Zuhause finden wird. Für diesen Trupp ist es Zeit, sich die Beine in einem der Ausläufe zu vertreten. Wir begleiten sie. Sheila hat jedoch keine Lust auf Fotosession- sie hat nur zwei freie Stellen in der Zaunabdeckung im Auge. Denn dahinter verbergen sich zwei Mauselöcher. Und so wandert sie von einem zum anderen und verharrt wie eine Statue vor dem Zaun. Auf der anderen Seite könnte sich ja etwas bewegen. So wenden wir uns Watson zu. Ein junger Galgomix, sehr bewegungsfreudig und freundlich. Die Fotos sind schnell gemacht.

Der Tag geht viel zu schnell zu Ende, aber morgen kommen wir wieder!

Nach einem ausgiebigen Frühstück sind wir am nächsten Tag wieder zurück. Ein Spaziergang in den schönen, großen Park nahe der PROA steht an.
Es bietet sich an, Jimmy mit zu nehmen. Der Schnauzer, der sich kein Halsband anlegen lässt. Mal sehen, wie er sich verhält. Tatsächlich mault er und wehrt sich gegen Halsband und Geschirr. Mit List und Tücke schaffen wir es dennoch, es kann losgehen. Begleiten wird uns Jannis, die ruhige, liebenswürdige Mastin Espanol Hündin. Unterwegs verhält sich Jimmy sehr kooperativ. Ein unkomplizierter, netter Hund. Und es stellt sich an den nächsten Tagen heraus, dass ihm nur ein wenig Übung fehlt. Irgendwie hat er es sich in den Kopf gesetzt, dass Halsband und Geschirr doof sind. Aber sehr nachhaltig ist diese Idee bei ihm nicht.

Den Rest des Tages verbringen wir damit, die Hunde zu fotografieren, als uns plötzlich ein Hilferuf von Martha erreicht. Hinter einem der Ausläufe ist ein benachbarter fremder Hund aufgetaucht. Yorie und Torera haben sich sofort daran gemacht, die Zaun Abdeckung herunter zu reißen. Somit haben sie freie Sicht auf den Eindringling und es besteht Verletzungsgefahr. Natürlich helfen wir Martha sofort und machen uns daran, provisorisch eine neue Abdeckung anzubringen, damit der Zaun wieder blickdicht ist.

Am Abend hat Yolanda sich sehr viel Mühe gegeben und Marisco –Meeresfrüchte für uns zubereitet. Danach fallen wir ziemlich müde in die Betten.

Das Wochenende steht ganz im Zeichen des Tierheims. Am Samstag und Sonntag kommen einige freiwillige Helfer. Es wird geschrubbt, geputzt, aussortiert, auch in der Katzenabteilung, die im hinteren Teil des Geländes liegt.
Als wir morgens kommen, hat Alberto, der Hundetrainer grade mit einem Kurs angefangen. Natürlich lassen wir es uns nicht nehmen, zuzusehen, was die Menschen und Hunde bei ihm lernen. Aber so interessant es auch ist, wir haben versprochen, mit anzufassen.

Die meisten Kunststoffkörbe in den Zwingern sind angekaut, spitze Kanten stehen hervor, die die Hunde verletzen können. Also machen wir uns daran, die gespendeten Körbe zu durchforsten. Welcher Korb könnte wohin passen? Haben wir genug Körbe um alle zerbissenen Schlafstellen auszutauschen? Ein wenig Puzzlearbeit, alle neuen Betten noch reinigen, aber dann steht jeder Korb an seinem Platz, die Decken sind aufgeschüttelt und ordentlich zurecht gelegt. Was einige der Hunde animiert, sie sogleich wieder aus den Körben zu entfernen und ein wildes Spiel zu beginnen.

Der nächste Tag beginnt mit großer Aufregung. Eine der Katzen hat beschlossen, sich die Umgebung ihrer Außenanlage anzusehen. Schnell ist sie wieder eingefangen. Nicole und ich bewaffnen uns sofort mit Kabelbindern und Draht. Die verschiedenen Löcher müssen unbedingt geflickt werden.
Es bleibt noch genug Zeit, Handwerkszeug gegen Kamera und Handy zu tauschen. Die Hunde, die in den letzten Tagen im Tierheim aufgenommen worden sind und noch im Quarantänehaus bleiben müssen, haben wir noch nicht fotografiert. Als wir das Haus betreten, sind wir ein wenig erschrocken, wie heruntergekommen vor allem die Türen der Boxen mittlerweile aussehen. Erstaunlich, dass man sie überhaupt noch öffnen und schließen kann! Eigentlich müsste hier dringend Abhilfe geschaffen werden!

Hier sitzen zurzeit noch Pancho und Diana. Pancho, ein English Setter, der spät nachts von seinem Besitzer, einem Jäger, weg geholt wurde. Er hatte gedroht, dem armen Kerl etwas anzutun. In Panchos Augen sehen wir deutlich das völlige Unverständnis, was ihn wohl mitten in der Nacht hierher geführt hat. Und da ist Diana, eine sehr beeindruckende, imposante Galgohündin, ganz sanft, ganz vorsichtig. Sie ist sich nicht sicher, ob wir es gut mit ihr meinen. Nach kurzer Zeit genießt sie es, sich an mich zu schmiegen, gestreichelt zu werden. Leider kann Nicole so gar keine schönen Fotos von ihr machen. Wir können uns nur schwer von ihr trennen. Eine so liebenswerte Maus!

Das Wochenende ist wie im Flug vergangen, ausgefüllt mit Arbeit, Gesprächen mit unseren spanischen Freunden und natürlich mit leckeren Speisen…

Am nächsten Morgen haben wir rund zwei Stunden Fahrt vor uns. Der Besuch der Geierkolonie steht an.
Nahe des Städtchens Sepulveda fließt der Rio Duraton in einem Canyon. Eine kleine Schotterstrasse schlängelt sich den Berg hoch. Bis zu einer Hochebene, die den Blick weit bis zur Sierra Guadarrama ermöglicht. Bewachsen mit Stechginster und Wachholder wirkt die Landschaft ehr krag. Oben angekommen fällt als erstes die unglaubliche Ruhe auf. Wie erhaben Natur sein kann, lässt sich hier ganz deutlich spüren! Plötzlich wird die Stille von langezogenen Rufen durchbrochen.

Die ersten Geier sind am Himmel zu sehen! Schnell laufen wir einen schmalen Weg entlang bis zu den Steilwänden, tief unter uns der Fluss in seinem Bett, gesäumt von Steilhängen. Die Geier sitzen in den Nischen des Canyons, stoßen sich ab und schrauben sich über den Fluss hoch in den Himmel. Ein unfassbar schöner, bewegender Anblick! Mit lauten Rufen ziehen mindestens zwölf Vögel ihre Kreise über unseren Köpfen. Wir setzen uns und genießen den Anblick. Außer Nicole und mir ist niemand da. So erfreuen wir uns eine ganze Weile an diesem Schauspiel.

Der Weg führt uns weiter zu der Eremitage San Frutos, auf einem Felsvorsprung über dem Fluss gelegen. Es sind nur noch die Ruinen der Klosterkapelle, die dort zu sehen sind. Auch hier machen wir Rast und bewundern den herrlichen Blick auf die Schlucht mit ihren Geiern.
Nach der hektischen Großstadt Madrid, war dieser Ausflug ein unglaublich erholsamer Moment und wir können nur empfehlen, diesen magischen Ort zu besuchen, sollte man hier in der Nähe sein.

Am Dienstag sitzen wir wieder im Auto. Es geht nach Toledo, der Stadt, die geprägt ist, von Römern, Westgoten und Mauren. Der historische Stadtkern mit seinen engen Gassen und den vielen Kathedralen ist sehenswert, allerdings völlig überlaufen. Wir fragen uns, wie man hier wohl dauerhaft leben kann. Und wundern uns, wie die Taxifahrer hier zurechtkommen, lassen die schmalen Sträßchen doch kaum ein reibungsloses Fahren zu.

Als wir am späten Nachmittag heimkommen, wird uns bewusst, dass der nächste Tag unser letzter Tag in Madrid sein wird. Wie schnell ist die Zeit wieder vergangen…
Eigentlich hatten wir doch grad erst den Flughafen verlassen…?

Dieser letzte Tag soll noch einmal ganz den Hunden gehören. Nicole hat wie immer Sorge, dass sie nicht genug Fotos von allen Hunden hat.
Eine ausgiebige Abschiedsrunde liegt vor uns. Noch einmal jeden Hund in seinem Zwinger besuchen.
Reggio, der sich diesmal so zutraulich gezeigt hat. Der schon sein ganzes Leben im Tierheim verbringt. Sein Bruder ist kürzlich in Spanien vermittelt worden und zeigt sich sehr umgänglich und ruhig. Ob Reggio nach zehn langen Jahren vielleicht irgendwann seine Chance bekommt…?

Diana, die die Tierheimwelt, den Lärm, die Hektik so gar nicht verstehen kann.
Ein letzter Besuch bei Chusita, die sich vom Betonboden hochquält, als ich ihren Zwinger betrete. Sie möchte so gerne ein wenig kuscheln, Martha bleibt ja so wenig Zeit für Streicheleinheiten. Die kleine Grace bittet um eine ganz schnelle Spielrunde. Die Galgomädchen Reina und Ines, die so gerne mal auf einer Couch dösen würden.
Sie alle sind wirklich gut versorgt, aber sie in ihren Zwingern zurück zu lassen, bricht einem fast das Herz!

Und so sind die Gefühle auf dem Heimflug sehr zerrissen. Die Vorfreude auf die eigenen Hunde ist groß. Aber es ist so schwer, die Hunde der PROA alle zurück lassen zu müssen!
Ein kleiner Trost bleibt. Minerva, Yolanda, Olga, Jose, Belen und Celeste, sie alle werden wir schon auf unserem Sommerfest im Juni wiedersehen. Da ist der Abschied nicht ganz so schwer gefallen.
Und der Termin für den nächsten Transport aus Spanien steht fest. Dort kann ich einige der Hunde wiedersehen!!
Tschüss, kleine Chusita, es dauert nicht mehr lange… (© Christine Osswald)

 

 

 

 

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