Im Januar 2016 nahm die PROA aus der städtischen Tötungsstation von Alcalá de Henares den schwarzen Galgo Lucero auf. Der gemeinnützige Verein Justicia Animal (Gerechtigkeit für Tiere) hatte das Unternehmen „Desratizaciones Parque“, das diese Perrera betrieb, Anfang 2016 beim Naturschutzdienst der Guarda Civil wegen fortlaufender Tierquälerei angezeigt. Die Hunde und Katzen befanden sich in einem beklagenswerten unterernährten Zustand und waren mit Wunden übersät. Nach Untersuchungen vor Ort wurden die geschundenen Tiere an andere Vereine überstellt.
So kam Lucero, ebenfalls klapperdünn und übersät mit Wunden, zur PROA. Über zwei Jahre hatte Lucero Hunger und Kälte in der Tötungsstation getrotzt und überlebt. Innerhalb von zwei Wochen im Tierheim der PROA nahm Lucero acht Kilo zu und in beinahe genauso kurzer Zeit ließ er sich alleine durch Streicheleinheiten, freundliche Worte und Zuneigung davon überzeugen, dass nicht alle Menschen schlecht sind. Schon im gleichen Jahr konnte Lucero nach Deutschland in ein neues Zuhause umziehen. Er hat seine böse Vergangenheit und die Tierquälereien vergessen und womöglich auch vergeben – wir nicht, meinen wir in Übereinstimmung mit unseren spanischen Tierschutzkollegen der PROA und anderer Organisationen.
Laut El Diario wurden in dem Prozess gegen die damaligen verantwortlichen Betreiber der Perrera nun Ende Dezember 2018 für die damals verantwortliche Tierärztin und die Tochter des inzwischen verstorbenen Besitzers des Unternehmens, die in der Perrera angestellt war, Strafen von mehr als drei Jahren Gefängnis beantragt.
Während des Verfahrens versuchten sich die beiden Verantwortlichen damit herauszureden, die Tiere seien so dünn gewesen, weil im Winter die Heizung ausgefallen sei, auch die Wunden seien die Folge der daraus resultierenden Kälte. Nach Zeugenaussagen war aber schnell geklärt, dass es die Heizung sehr wohl tat, sie aber aus Ersparnisgründen nicht angestellt wurde. Tierärzte, die die Hunde und Katzen nach der Anzeige untersuchten, kamen zu dem Schluss, dass die Wunden keinesfalls durch Kälte entstanden sein konnten, außerdem wiesen viele der Tiere eine deutliche Blutarmut auf, die auf Unterernährung und schlechtes Futter zurückzuführen sei. Kurz, die Tiere befanden sich aufgrund von Vernachlässigung und völligem Desinteresse an ihrem Wohlbefinden in einem erbärmlich schlechten Zustand.
Die Anwältin des Vereins Justicia Animal, der den Fall zur Anzeige gebracht hatte, gab im Verlauf des Verfahrens an, dass die Durchsicht der Listen mit den Aufnahmen und Abgängen der in der Perrera aufgenommenen Tiere für sie beinahe unerträglich gewesen sei: hunderte von verstorbenen Tieren mit der lapidaren Anmerkung: „kam tot an“, „starb kurz nach Ankunft“ und „tot im Zwinger aufgefunden“.
Dass die Perrera damals betreibende Unternehmen „Desratizaciones Parque“ hatte im Jahr 2014 die Ausschreibung der Betreiberstelle der Perrera gewonnen. Wie man sich denken kann, nicht deshalb, weil das Unternehmen mit Fürsorge und Pflege der Hunde und Katzen und allgemeinem Tierwohl punkten wollte, sondern weil es für die Stadt das wirtschaftlich günstigste Angebot abgab.
Zusammen mit den spanischen Tierschützern hoffen wir nun auf ein möglichst gerechtes Urteil.
Da aber dasselbe Unternehmen völlig unbedrängt nach einer bekanntermaßen fehlerhaften Ausschreibung die städtische Tötungsstation von Fuenlabrada betreibt und sich weiterhin am Elend der dort lebenden oder besser dahinvegetierenden Tiere bereichert, bleibt es nur ein kleiner Etappensieg und der Kampf für artgerechte, fürsorgende Behandlung der Hunde, Katzen und anderen Tiere muss fortgesetzt werden.