Vorgeschichte:
Mein Mann und ich lebten viele Jahre gemeinsam mit unseren vier Podencos Alfonso, Cariño, Seña und Toby. Ehemalige Tierschutzhunde mit Vergangenheit und persönlicher Geschichte.
Cariño und Alfonso gingen im Abstand von nur 10 Monaten im hohen Alter über die Regenbogenbrücke. Erlebnisse, die verkraftet und verarbeitet werden wollen…
Kraft und Motivation geben mir meine beiden Hunde, die leben und Bedürfnisse haben, um die ich mich kümmere. Alles geht seinen „gewohnten“ Gang, nur eben anders! Podenca Seña, ca. 12 Jahre, Podenco Toby, ca. 15 Jahre, sind im Rudel längst angekommen, es läuft! Unaufgeregt, entspannt, eingespielt und strukturiert seit vielen gemeinsamen Lebensjahren.
Ein neuer, ein dritter Hund war nicht geplant, ganz im Gegenteil. Es sollte erst mal alles so bleiben wie es war. Mein Mann und ich trafen diese Entscheidung mit dem Kopf, dem Verstand, vernünftig eben!
Dann kam Frodo…
Nicht gesucht und doch gefunden.
Herausforderung, Erfahrung von unschätzbarem Wert!
Erstmals sah ich den Rauhaarpodenco auf einem Foto im Internet. Ich war auf der Suche nach einer Information zur Rasse Podenco und gab das entsprechende „Schlagwort“ in der Suchmaschine ein.
Es erscheint auf meinem Bildschirm das Foto eines Rauhaarpodencos, der meinem verstorbenen Alfonso kaum ähnlicher sein könnte. Unterschied: Der Hund auf dem Foto ist deutlich kleiner und nicht blind!
Sein Blick spricht Bände und macht mich neugierig. Der Moment, der Augenblick, in dem das Herz sich meldet und die Vernunft baden geht!
Ich klicke das Foto an und lande auf der Homepage von TS-Fellwechsel. Eine Organisation, die ich bis dato nicht kannte.
Dort fand ich weitere Fotos von James, Strubbeljames, wie er genannt wurde, und seine Beschreibung.
Da saß ich nun und hörte die Vernunft im See meiner Gefühle strampeln…
Heute denke ich, dass exakt zu diesem Zeitpunkt das Stück bereits längst geschrieben war. Nur die Darsteller, die Mitwirkenden, waren sich ihrer zugeteilten Rolle, Aufgabe noch nicht bewusst.
Ich schickte das Strubbeljames-Foto per e-Mail an meinen Mann – einfach so ohne große Worte. Seine Antwort ließ etwas auf sich warten, kam aber von Herzen!
Dennoch stellte er mir die berechtigte Frage, ob mich dieser Hund evtl. zu sehr an Alfonso erinnert und bei einer möglichen Adoption dies dann täglich für mich vielleicht zu einer emotionalen Belastung werden könnte?
Diese Frage stellte ich mir auch schon. Also ging ich in mich, drei Tage lang.
Kein Hund hat es verdient, „Ersatzspieler“ zu sein. Das war und ist mir klar.
Trotzdem wollte ich sicher sein, dass ich nicht Alfonso sehe, wenn ich James anschaue. Nach drei Tagen „Probeschauen“ und Gefühle sortieren, war mir sonnenklar, dass ich jeden Hund für sich sehe – trotz der optischen Ähnlichkeit.
Dass James Verhaltensweisen zeigen würde, die ich bisher ausschließlich von Alfonso kannte, sollte ich erst später erfahren…
Erster Kontakt mit TS-Fellswechsel:
Inzwischen waren wir uns einig, die Tierschutzorganisation zu kontaktieren. Wer weiß, vielleicht ist der Hund längst vermittelt und die Angaben nicht aktuell.
Wer das denkt, kennt Frau Hörmann nicht! Die Homepage ist aktuell und zwar so was von. Kompliment an dieser Stelle.
Ich bekam Antwort, und wir näherten uns tatsächlich mehr und mehr der Adoption von James mit dem üblichen Ablauf.
Rauhaarpodenco James ist ca. 2011 geboren, auf der Straße entdeckt, wo er nachweislich mindestens ein Jahr lebte. Es dauerte Monate, bis er sich vom Tierschutz einfangen ließ.
Im Tierheim angekommen, zweigte sich der Hund unsicher, misstrauisch allem Neuen gegenüber und mit großer Angst vor Menschen, insbesondere Männer.
Anfassen war tabu, falls doch, wusste James sich zu wehren und zwickte auch, wenn er es für nötig hielt.
Ständiges Kläffen, permanente Unruhe waren seine „Begleiter“.
Positiv: Hat er einmal Vertrauen gefasst, ist er zutraulich, gutmütig und verschmust. So geschehen bei einer Mitarbeiterin im spanischen Tierheim, die sich um James kümmerte und auch mit ihm Bällchen spielte.
Frau Hörmann war persönlich bei Proa Madrid und konnte mir so ihren Eindruck von James schildern und wies darauf hin, dass der Hund nicht stubenrein ist und wahrscheinlich auch bisher nicht mit ihm trainiert werden konnte.
Da ich selbst erfahren bin im Umgang mit verhaltensauffälligen Hunden, schreckte mich die Beschreibung, die Einschätzung nicht ab. Lediglich die Tatsache des häufigen Kläffens verursachte kurzfristig Schnappatmung.
Das Wichtigste für mich war die Frage, ob James sozialverträglich mit anderen Hunden, gleich welchen Geschlechtes und Alter, ist?
Meine beiden Podencos sollten durch ein neues Rudelmitglied auf keinen Fall Stress bekommen. DAS war für mich die einzige Bedingung, die James, ab jetzt FRODO, mit Bravour erfüllt! Die Adoption ist beschlossen!
Im Umgang mit anderen Hunden gibt es keine Probleme. Frodo ist mit oder ohne Leine freundlich, respektiert Grenzen, Individualdistanzen, verhält sich unaufdringlich, ist klar im Ausdruck, sozial und vermeidet Konflikte bzw. geht diesen souverän aus dem Weg.
Ankunft im neuen Zuhause am 10. März:
Den Flug und somit die Reise hat Frodo gut bewältigt, wirkt in seiner Transportbox neugierig, aber nicht unruhig oder gar panisch. Wir hatten strikte Anweisung, den Hund erst Zuhause auf sicherem Terrain aus der Transportkiste zu lassen. Daran hielten wir uns. Die Sicherheit des Hundes steht über dem Bedürfnis, unseren Hund endlich sehen zu dürfen.
Der Weg vom Flughafen in unser Zuhause in Mecklenburg-Vorpommern ist weit, und die Maschine kam erst spät abends in Deutschland an.
Somit war klar, mit der Rudelzusammenführung warten wir bis zum nächsten Tag.
Ich übernachtete mit Frodo in unserem Gästeappartement, so dass die Podencos vorerst noch jeder für sich die Nacht verbringen konnten.
Frodo kam für keine Sekunde aus seiner Box, wartete beobachtend ab. Ich hingegen ließ ihn vollkommen in Ruhe, stellte ihm Wasser bereit und legte mich ins Gästebett.
Nach einer für beide ziemlich schlaflosen Nacht ließ ich morgens die Türen offen und ging in unseren Wohnbereich.
Kurze Zeit später:
Ja wer kommt denn da aus seinem Schlafgemach auf die Terrasse? FRODO in echt und in voller Größe. Nun sahen wir den süßen Fratz erstmals auf vier Pfoten unter freiem Himmel.
Seña schaute mich überrascht an, als wollte sie fragen: „Wo kommt der Artgenosse so plötzlich her – zugelaufen?“
Der Erstkontakt der Podencos verlief deutlich unaufgeregter als ich dachte.
Frodo schaute sich dann im Garten um, sah müde aus, markierte häufig (soviel Zeit muss sein!) und kam schließlich nach mehrmaligen zögerlichen Versuchen zu uns ins Haus.
Wir verhielten uns ruhig, bedrängten ihn nicht, waren zurückhaltend mit freundlicher Grundstimmung. Er sollte spüren, dass er willkommen ist und nichts zu befürchten hat.
Erlebnisberichte aus den ersten Wochen:
12. März: Hallo Frau Hörmann, nur ein kurzer Zwischenbericht, habe aktuell wenig Zeit für E-Mails.
Hier ist alles okay, Frodo geht es gut. Er ist wieder ein Stück mehr aufgetaut und inzwischen bereits sehr zutraulich. Sowohl bei meinem Mann als auch bei mir. Anfassen geht gut, er weiß bereits, dass wir ihm nichts tun. Heute waren wir alle zusammen im Müritz Nationalpark zum ersten Spaziergang mit ihm unterwegs. Er fand alles sehr interessant, ist insgesamt schreckhaft und vorsichtig allem Neuen gegenüber. Ein vorsichtiger Hund lebt länger – kluges Tier!! Er frisst gut, verträgt das Futter und hat letzte Nacht ganz ruhig geschlafen. Mein Mann hat auf dem Sofa übernachtet – für alle Fälle.
An der Stubenreinheit arbeiten wir noch….
Sobald es dunkel wird, geht Frodo nicht mehr in den Garten, trotz Beleuchtung. Keine Ahnung, warum!?!? Wir haben es mit und ohne Schleppleine, mit und ohne Mensch- und Hundbegleitung versucht, nix zu machen. Er geht mit viel Geduld und Überreden bis auf die Terrasse, an Lösen ist aber nicht zu denken. Also müssen wir warten, bis es wieder hell wird. Wird bestimmt auch noch. Ist jetzt eben so. Wie gesagt, alles soweit gut. Ach ja, er hat ein „feines“ Stimmchen….diese Seite hat der Bursche auch schon gezeigt. Frequenz: Voll nervig!
13. März: Frodo war gestern um 22 Uhr zum Pipi im Dunkeln im Garten – Seña, mein Mann und ich sind mit raus. Nach erstem Zögern hat er sich von der Terrasse getraut und sein Beinchen gehoben. Geht doch! Die Nacht war wieder ruhig. Sein Häufchen und erstes Pipi hat er heute früh im Garten erledigt.
Gestern Abend hatten wir dann die erste Begegnung mit dem Fernseher. Er traute sich zuerst nicht ins Wohnzimmer, waren da doch Menschen an der Wand im TV zu sehen. Er fiepste und war ganz aufgeregt, da alle anderen Rudelmitglieder bereits im Wohnzimmer versammelt waren. Ich setzte mich dann auf halber Strecke auf den Boden und Toby saß zum Streicheln neben mir. Irgendwann war dann auch diese Hürde genommen und Frodo traute sich rein. Er schaute dann ganz interessiert fern. Meinen Mann muss Frodo derzeit täglich morgens noch neu kennen lernen. Er knurrt immer erst ein wenig bis er sich erinnert, dass es ja einer von den Guten ist. Bei mir wedelt er morgens und freut sich doll, wenn er mich sieht. Ist aber erst seit heute so. Gestern Morgen war er auch erst noch etwas distanziert, bis er sich erinnerte. Wir haben gleich zu Beginn mit ihm „vereinbart“, Hand lecken, „Küsschen“, bedeutet, wir können ihn anfassen. So hat er schnell gelernt, dass wir sein Tempo respektieren. Inzwischen können wir auf diese Stufe schon verzichten. Gestern Abend hat Frodo bereits meinen Mann mit der Nase angeschubst, weil er gestreichelt werden wollte. Hier versuchen wir, es in die richtige Richtung zu lenken, damit er nicht zu fordernd wird. Er ist sehr gelehrig und begreift gut. Am Dienstag war mein Mann mit Seña und Toby alleine Gassi, der erste Tag war mir noch zu früh. Frodo war völlig außer sich, als die anderen gingen und bellte zornig. Auch hat er zorngeladen an den Küchenblock gepinkelt und machte lautstark klar, dass er das überhaupt nicht gut findet. Ich konnte ihn mit Futter-Such-Spiel mit Anschauen zum Glück gut ablenken. Weiterhin nutzte ich die Zeit, anleinen, Geschirr und Halsband an- und ausziehen mit ihm zu üben. Zum Schluss gab es dann noch eine Wohlfühl-Bürstenmassage (ganz weiche Babybürste) zur Vorbereitung auf künftige Fellpflege. Naja, und dann kam auch schon bald das restliche Rudel vom Gassi zurück.
Gestern dann waren wir, wie berichtet, alle zusammen im Wald. Zuerst war mein Plan, Frodo bei mir im Fußraum des Autos zu platzieren, mein Mann ist gefahren.
ABER, Frodo wollte bei den anderen Hunden im Laderaum Platz nehmen. Na dann, noch besser. Hat gut geklappt mit der ersten gemeinsamen Autofahrt. Er zeigt noch Kontrollverhalten. Es fällt ihm schwer, ruhig auf seinem Platz zu bleiben, wenn sich mein Mann oder ich bewegen. Hier ist es wenigstens so, dass er bei Seña und Toby sieht, dass es auch anders geht. Gegen Abend haben wir dann unser Ritual, dass ihm signalisiert, dass der Tag nun ausklingt und Ruhe einkehren soll. Ich zünde die Kerzen im Haus an und lasse Entspannungsmusik / Meditationsmusik laufen. Das ist dann auch die Zeit, in der mit dem Kochen beginne und alles ruhiger wird. Er reagiert gut darauf und liegt dann meist auch schon für längere Zeit und entspannt auf seinem Platz. Mein Mann ist soeben aus dem Haus, da er für vier Tage nach Hamburg muss. Mal sehen, wie Frodo am Dienstag reagiert, wenn Christian nach Hause kommt.
14. März: Frodo ist wohlauf, munter und fröhlich. Gestern Abend kam er ohne Zögern ins Wohnzimmer, trotz laufendem Fernseher. Erst legte er sich auf den Läufer und schaute fern, ist kein Witz! Da wir im Wohnzimmer Fußbodenheizung haben, wurde ihm wohl der Hintern etwas warm. Also Planänderung.
Die Kudde ist noch so ein unbekanntes Teil. Zwei Schritte vor, drei zurück und immer schauen, wie der Mensch darauf reagiert. Frodo war sich offenbar nicht ganz sicher, ob er das darf. Ich habe sein Herantasten vollkommen ignoriert und kurze Zeit später lag er drin. Er war ihm anzusehen, wie zufrieden er mit seiner Leistung war. Lässig legte er sein Köpfchen auf dem Kuddenrand ab und schaute, was im Fernseher so läuft. Irgendwann war er dann eingeschlafen…Das war ein sehr schönes Bild, ihn so zufrieden und entspannt zu sehen. Um 21 Uhr gingen wir dann zum nächtlichen Pipi in den Garten, alles gut verlaufen. Ich schlief dann auch im Schlafzimmer, hatte ein Ohr auf Alarm gestellt. Es war bis um 5.30 Uhr ruhig, da bellte Frodo und dann auch Seña. Ich ging rüber, weil ich dachte, er muss raus. Roter Bademantel ist so gar nicht seins. Er knurrte erst mal, als er mich in dem Teil sah. Hat sich aber beruhigt, als er an meiner Hand schnüffelte. Erinnerung war zurück! Raus wollte er nicht, ich also wieder ins Bett – kommentarlos. Und alle schliefen ruhig weiter. Heute war ich dann mit allen dreien zum ersten Mal alleine im Wald. Als Frodo sein Geschirr usw. sah, war er völlig aus dem Häuschen vor Freude. Er weiß nun auch, dass Geschirr anlegen nur möglich, wenn Frodo nicht den Flummi macht. Im Laderaum habe ich Frodo für alle Fälle mit einer Leine am Trenngitter gesichert. So konnte ich sicher sein, dass er auf dem Waldparkplatz nicht aus dem Wagen springt. Hat alles gut geklappt. Auch die Gassirunde war entspannt. Bis auf diesen einen Mann, den wir trafen. Menschen hier im Wald sind die Seltenheit, aber heute sollte es sein. Frodo war aufgeregt, unruhig, schaute immer noch mal zurück, ob wir auch nicht verfolgt werden. Dann war es aber auch wieder gut. Berlin wird wohl erst mal auf Frodo warten müssen. Wenn er bei nur einem Menschen so reagiert, fangen wir erst mal klein an.
Aktuell lernen wir, dass es Hundespielzeug und Teppichläufer gibt und was der Unterschied ist. Er war gestern sehr stolz, dass er den ganz großen Läufer durchs Haus ziehen kann. Ob er schon ganz verstanden hat, dass Stuhlbeine und meine Strickjacke auch tabu sind, weiß ich noch nicht genau. Er lässt sich aber gut umlenken und nachts hat er bisher keine Flausen im Kopf gehabt. Alleine bleiben üben wir seit Tag 1 in den üblichen Schritten. Die Stubenreinheit wird deutlich besser. Gestern war allgemeines bürsten auf dem Plan. Frodo hat sich brav in der Reihe angestellt und genoss es.
Zwischen Toby und Frodo gab es gestern die erste Auseinandersetzung. Frodo testet seine Grenzen bei ihm und die scheint er jetzt hoffentlich zu kennen, was Toby angeht. War keine Beißerei, nur laute, klare „Worte“. Kurz und knapp und dann haben sich beide für den Rest des Tages ignoriert. Freunde werden die beiden vermutlich nicht. Ist mit Toby aber auch echt schwierig, er ist ein Eigenbrödler und jetzt im Alter erst recht. Im Garten scharrt Frodo inzwischen so heftig, dass die Grasnarben fliegen. Dann springt er noch in die Luft und schlägt im Anschluss Haken wie ein Kaninchen. Unfassbar! Frei nach dem Motto: ALLES MEIN! Er ist ein Typus Hund, bei dem es genau die richtige Dosis braucht, damit er Vertrauen fasst, aber nicht größenwahnsinnig wird. Aber das war uns ja klar.
Ich dachte mir schon, dass er von der Straße kommt und eingefangen wurde. Hatte bereits am Mittwoch zu meinem Mann gesagt, dass sein Verhalten mich das vermuten lässt. Die Ruhe und Gelassenheit im Umgang mit den Hunden habe ich vom besten Lehrmeister, den ich mir wünschen konnte, gelernt. Podenco Cariño, mein großartiger Lehrer, der mit ca. 15 Jahren 2013 über die Regenbogenbrücke ging, zeigte mir geduldig, was einen souveränen Rudelchef auszeichnet. Von ihm durfte ich sehr viel lernen. Bei allen Seminaren, Kursen, Praktika, Vorträgen, die ich besuchte, waren es letztlich doch meine eigenen Hunde, die mir am meisten beibrachten. Jeder in seinem Fachbereich und jeder auf seine Art. Und das Lernen hört nicht auf.
16. März: Alles gut an der Front! Wir sind gerade vom langen Waldspaziergang zurück, und Frodo hat sich erst mal aufs Ohr gehauen. Scheint müde zu sein, der Kleine. Wir haben hier in Mecklenburg noch Urwald mit sehr alten Bäumen und fast immer Wind. Entsprechend knarrt es, die Bäume biegen sich lautstark. Frodo ist immer ganz beeindruckt, dass es hier offenbar „sprechende“ Bäume gibt, bleibt aber tapfer. Er marschiert sehr interessiert mit und hat bereits bei Wildbegegnung gezeigt, dass er ein Podenco ist. Alle Sinne funktionieren und werden genutzt. Er schreit jedoch nicht und ist zu kontrollieren. Bisher!! Da Toby und Seña inzwischen so gut trainiert sind, dass sie bei Wildsichtung relativ ruhig bleiben, schreien und in die Leine springen kein Thema mehr ist, schaukelt sich das ganze zumindest nicht hoch. Wenn mein Mann wieder Zuhause ist, beginne ich das Apportieren mit dem Futterbeutel mit Frodo. Der Bursche braucht Kopfarbeit und eine Ersatzjagd. Ach ja, Frodo wälzt sich gerne in Stink. Er kann alles brauchen, Hauptsache Wildnote. Inzwischen weiß er auch, dass ich Gedanken lesen kann. Da hier das Wild auch auf den Spazierwegen unterwegs ist, liegt entsprechend viel Losung rum. Gestern um 21.30 Uhr ging er ganz ohne Geleitschutz in den Garten und hat sogar ein Häufchen gemacht! Allerdings verzichtet er im Dunkeln konsequent auf Grasnarben schießen und sonstiges Bonusprogramm. Seine Furchtnote behält er dann doch lieber für sich. Stattdessen schießt er pfeilschnell zurück ins Haus. Ich muss dann aufpassen, dass die Terrassentür komplett offen ist und hoffe immer, dass er vor der Wohnzimmerwand zum Stehen kommt. Ein Tempo hat er drauf – unglaublich. Gut gelandet, kommt er zuverlässig zu mir, um sich sein Super-gut-gemacht-Daumen-hoch-Lob inkl. Streicheleinheit abzuholen. Dann geht er zu seinem Schlafplatz und rollt sich ein. Der Kerl ist zum Schießen. Ich habe es übrigens noch mal mit dem roten Bademantel versucht, ging schon besser. Er schaut ja inzwischen gerne fern. Ganz schlecht sind jedoch Hunde im TV. Wenn diese dann noch bellen – außerordentlich schlecht! Er geht ab wie Schmitz Katze und flitzt durchs Haus wie ein Aufziehauto. Ich hatte es bereits befürchtet, seit gestern habe ich Gewissheit. Der Witz: Toby zeigte bei Einzug gleiches Verhalten, was inzwischen kein Thema mehr ist. Gestern, als Frodo ausflippte, schaute Toby ihn mit Fragezeichen in den Augen an, dann mich, dann wieder Frodo und konnte gar nicht verstehen, wie man sich so verhalten kann. Frodo seinerseits konnte nicht verstehen, warum der Rest vom Rudel so gar überhaupt nicht auf das Bellen und den Hund im TV reagiert. Ich ließ ihn einfach ins Leere laufen und irgendwann war es ihm zu blöd, alleine den Mops zu machen und er legte sich wieder hin – ein klein wenig Gebrummel war aber zu hören. Er motzt dann immer in seinen Bart hinein.
19. März: Frodo ist bereits über eine Woche bei uns. Die Zeit ist wie im Flug vergangen. Seit zwei Tagen sammele ich Kot ein und lasse dann vom TA auf evtl. Wurmbefall testen. Die Rückkehr meines Mannes am Dienstag verlief gut, Frodo hat nur kurz gebellt und geknurrt und sich dann aber erinnert. Seit gestern nimmt er bei den Wald- und Wiesenspaziergängen auch Futter. So können wir dann auch beginnen, draußen mit ihm zu „arbeiten“. Im Garten spielt er Bällchen, rennt wie der Teufel in affenartiger Geschwindigkeit. Dass ich das noch erleben darf? Ein Podenco, der Bällchen spielt. Das hatte ich auch noch nicht. Wenigstens kann er so überschüssige Energie loswerden. In Sachen Stubenreinheit gibt es ab und zu noch kleine Erinnerungslücken. Immerhin bleibt sein Häufchen aber zuverlässig draußen! Heute Vormittag z. B. hat er ans Sofa gepinkelt. Die Terrassentür stand offen, wir waren zuvor noch alle im Garten. War somit nicht zwingend nötig. Ich vermute, er dachte: Zwar liege ich noch nicht drauf, schreibe aber schon mal meinen Namen dran! Auf dem Sofa liegen, muss „man“ sich bei mir erarbeiten. Da gibt es noch viel zu tun, Don Frodo. Am Mittwoch Abend gab Frodo uns eine Privatvorstellung im Wohnzimmer. Nach kurzem Nickerchen stand er auf und streckte sich auf dem Läufer, quasi Frodos Bühne, im Wohnzimmer. Er schaute, mmmh, keiner beachtet mich. Okay, kurz noch mal aufwärmen und dann – Trommelwirbel – wälzen, mit dem Köpfchen am Boden lang rutschen, auf den Rücken drehen, auf die linke Seite plumpsen lassen, auf die rechte Seite plumpsen lassen und wieder wälzen. Zum Schießen. Ich sagte ihm, wenn er einen Saldo springen kann, gibt’s Applaus. Vermutlich übt er jetzt nachts heimlich auf dem Sofa!!! Seit das Wetter so schön ist, üben wir regelmäßig „betreuter, kontrollierter Gartenaufenthalt“ o h n e Gekläffe. Wer kläfft, muss umgehend zurück ins Haus. Passt ihm zwar nicht, ist aber von ganz oben so entschieden. Es wird besser und er kapiert mehr und mehr, dass wir keinen Melder brauchen. Zumindest nicht bei jedem Mückenschiss. Anfangs lief er permanent am Zaun auf und ab. Dieses Verhalten zeigte er übrigens zu Beginn auch im Haus – Streckenläufer Esszimmer, Wohnzimmer, Esszimmer, Wohnzimmer. Nur on tour! Im Haus macht er es gar nicht mehr. Im Garten ist er deutlich entspannter. Gestern und heute lag er sogar schon auf der Terrasse auf dem Hundekissen und nahm sein Sonnenbad. Geht doch! Für die wenigen Tagen ist das schon ein ganz großer Schritt nach vorn. Heute früh ist mein Mann um 5 Uhr aus dem Haus, um nach Berlin zu fahren. Ja, da war was los. Frodo fand das überhaupt nicht gut und bellte, war ruhig, bellte, war ruhig… Um 7 Uhr nutzte ich eine Bellpause und ging in den Wohnbereich. Frodo ganz überrascht: Ist ja doch jemand Zuhause, da kann ich mich auch wieder aufs Ohr hauen. Und genau das tat er auch. Hingelegt und gepennt! Tja, da saß ich dann und schaute mir drei schlafende Podencos an. Frodo schlief heute erstmals auf dem Rücken mit allen Vieren in der Luft. Das sah entzückend aus. Diese Schlafstellung kannte ich bisher im Rudel nur von Alfonso, meinem blinden Rauhaarpodenco, der letztes Jahr verstarb. Die Kudde im Wohnzimmer, aus der man direkten Blick auf den Fernseher hat, hat er die Tage auch markiert. Kudde samt Kuscheldecke waren voll gepinkelt. Ich vermute, dass er diese schon mal für abends reservieren wollte. Schaut er doch so gerne fern. Tja, da habe ich mal ein ernstes Gespräch mit ihm geführt. „Noch einmal und Du bekommst Fernsehverbot!“ Bisher hat es funktioniert. Morgen hat mein Mann frei, und wir haben somit wieder drei gemeinsame Tage. Die Zeit will ich nutzen, um mit Frodo am Wochenende den Stadttest zu machen. Ich werde mit dem jungen Spanier nach Neustrelitz fahren und dort mal eine Gassirunde drehen.
23. März: Unser Wochenende war durchwachsen – im doppelten Sinne. Samstag regnete es ununterbrochen, und Frodo hatte einen großen Rückfall in Sachen Knurren, Bellen und nach vorne gehen. Er hat meinen Mann regelrecht attackiert und auf Schritt und Tritt kontrolliert. Es war heftig, und mein Mann war verzweifelt und deprimiert. Puh, dreimal tief durchatmen…
Wir haben dann das Regenwetter genutzt, um die Körpersprache, Sichtzeichen, Stimmung, Stimme etc. mit und bei meinem Mann aufzufrischen. Handfütterung für Frodo steht ohnehin auf der Tagesordnung. Mit Frodo übte ich zuverlässig auf dem Platz zu bleiben und ihn zuverlässig aus der Distanz auf seinen Platz zu schicken. Die Liegeplätze habe ich verändert und ihm eine imaginäre Grenze gezogen, die er nicht in Richtung Küchen- / Flurtür überschreiten darf. Auffällig: Frodos Verhalten meinem Mann gegenüber wird bei Dunkelheit heftiger! Der Sonntag verlief deutlich!!! entspannter mit den beiden – zumindest tagsüber. Das Wetter war gut, so dass mein Mann mit Frodo Bällchen im Garten spielte, das Füttern übernahm, Bürsten und Streicheln – nicht zu viel und nicht zu wenig. Grundkommandos mit ihm übte, zu Beginn: Heranrufen. Usw., usw. Ich hielt mich am Sonntag komplett zurück, damit Frodo meinen Mann mehr und mehr mit tollen Aktivitäten verknüpft. Wir waren dann alle zusammen im Wald und auf der Wiese, hatten somit viel Programm. Alles verlief sehr gut bis es dunkel wurde. Da tickte Frodo wieder kurzfristig aus. Er ließ sich aber bereits besser kontrollieren als am Samstag. Stadtprogramm für Frodo fiel somit am Wochenende aus. Am Samstag aufgrund des Dauerregens, und am Sonntag wollte ich Frodo keinem Stressprogramm aussetzen, sondern lieber am „Christian-ist-ein-toller-Typ-Programm“ weiter „arbeiten“. Heute früh, als mein Mann wieder sehr früh nach Berlin fuhr, knurrte und bellte Frodo ihn nur ganz kurz an, hat sich aber gleich wieder beruhigt. Ungünstig ist, dass Christian so unregelmäßig Zuhause ist. Nun erst wieder am Mittwoch Abend, fährt aber bereits Donnerstag früh wieder nach Berlin und bleibt bis Freitag Abend. Ich vermute, unerfahrene Menschen wären mit Frodo komplett überfordert. Er ist sehr ambivalent, liest exakt die Körpersprache, nimmt kleinste Veränderungen war und reagiert sofort. Manchmal reicht bereits der Gedanke und seine Reaktion folgt. Auf der Straße ist das seine Lebensversicherung gewesen. Einerseits ist Frodo ein liebenswerter, sensibler Hund, der jede Streicheleinheit genießt, Lebensfreude zeigt, freundlich im Umgang mit anderen Hunden ist und Menschen vertrauen möchte. Andererseits kippt sein Schalter in Nullkommanix und er verfällt in seine erlernte Überlebensstrategie. Angriff ist die beste Verteidigung! In Kürze kommen mein Sohn und seine Freundin für ein paar Tage zu Besuch. Das wird spannend. Zum Glück weiß mein Sohn, wie er sich verhalten muss.
13. April: Frodo macht sich prima. Bis gestern hatte mein Mann Urlaub, das hat Frodo noch mal einen ganz großen Schritt nach vorne gebracht. Die beiden sind jetzt ganz dicke!! Christian hat viel mit Frodo gemacht, ich habe mich ganz zurück genommen. Auch waren die beiden regelmäßig zu zweit alleine unterwegs. Stadt- und Hafenprogramm in Neustrelitz stand auf dem Übungsplan. Frodo hat mit Sternchen abgeschlossen! Er zeigt lediglich bei Autos und LKW Meideverhalten, bleibt aber kontrollier- und ansprechbar. Sonst alles kein Problem. Die beiden sind auch eingekehrt und saßen im Hafen auf der Terrasse zum Kuchen essen usw. (Frodo bekam natürlich keinen Kuchen.) Ins Restaurant will er noch nicht rein, das wird aber auch noch werden. Sein Markierverhalten im Haus ist seit zwei Tagen vom Tisch. Ich hoffe, es bleibt so. Leinenführigkeit ist nicht vorhanden, hier besteht noch sehr viel Trainingsbedarf. Seit ein paar Tagen hat Frodo seine Buddelleidenschaft entdeckt. Im Wald ging es auf einmal los. Dies setzte er dann auch in unserem Garten fort… Wir arbeiten daran. Am Wochenende hatten wir Besuch von einem Freund aus Berlin. Mann, groß, Vollbart und Motorradkleidung. Eine echte Herausforderung also. Ich hatte Frodo zuerst an der Leine, um ihm 1. Sicherheit zu geben und 2. unter Kontrolle zu haben. Wir blieben auf Abstand, ich zeigte Frodo aber meine Freude über den Besuch. Nach einer Weile leinte ich Frodo ab und es war deutlich zu sehen, dass er dann unsicherer wurde. Die Leine, Verbindung zu mir, gab ihm tatsächlich Sicherheit und Ruhe. Unser Freund war natürlich angewiesen, sich korrekt zu verhalten, was er auch tat. Nach kurzem Aufenthalt auf unserer Terrasse fuhren die beiden Männer gemeinsam mit Frodo wieder in den Hafen nach Neustrelitz. Im Anschluss saßen wir bei uns im Esszimmer und verbrachten dort den Abend. Frodo kam bereits nach kurzer Zeit zu dem fremden Mann, um sich – Achtung!!! – auf eigenen Wunsch streicheln zu lassen. Sobald Michael aufhörte, schubste Frodo ihn an. DA HABEN WIR UNS ABER ALLE GEFREUT!!! Später lag Frodo ganz friedlich auf seinem Platz und hat geschlafen. Ab Mittwoch ist mein Sohn zu Besuch hier. Mal sehen, wie es dann wird. Die Eingewöhnung in Frodos neue Transportkiste ist auch erfolgreich abgeschlossen. Wir hatten das Teil zuerst ein paar Tage im Haus stehen, nun im Auto meines Mannes. Bei der ersten Fahrt, hat Frodo kurz gefiepst, war dann aber schnell ruhig und entspannt. Inzwischen geht es ganz ohne fiepsen.
21. April: Sie würden staunen, wie sicher und entspannt Frodo inzwischen ist. Aktuell sind mein Sohn und Freundin zu Besuch – kein Problem. Er lässt sich von den beiden kraulen und knuddeln ohne Ende! Wir haben Frodo bereits die Krallen geschnitten – kein Problem. Auch hat er regelmäßig Stadt- und Hafenprogramm in Neustrelitz – kein Problem. Er markiert im Haus nicht mehr und schläft nachts entspannt und ruhig durch. Auch tagsüber ruht er inzwischen viel und passt sich mehr und mehr unserem Rhythmus an. Bällchen spielen hat er ganz eingestellt, das interessiert ihn nicht mehr. Seine Energie entlädt er im Wald oder auf der Wiese beim Buddeln. Im Garten versteht er mehr und mehr, dass Buddeln unerwünscht ist. Beobachten muss man ihn noch, er lässt aber sofort ab, wenn er ein Frodo NEIN hört. Kommenden Freitag wird Frodo erstmals meinen Mann zum Bürotag in Berlin begleiten. Wir sind gespannt, wie er sich dort zeigt…
24. April: Heute war Frodos großer Tag in unserer Landeshauptstadt. Mein Mann ist momentan mit ihm auf dem Nachhauseweg und rief mich vom Auto aus an, um zu berichten. Frodo hat sich prima verhalten, war interessiert, neugierig, aber vorsichtig. So, wie er halt ist! Im Büro nahm Frodo sogar Kontakt zu den Mitarbeitern beider Geschlechter auf und hat sich seine Streicheleinheiten abgeholt. Die Belegschaft hat sich ihm gegenüber korrekt verhalten, alle sind bereits durch unsere Hündin geübt im Umgang mit ängstlichen Hunden. Füttern im Büro ging auch ohne Probleme. Auch war mein Mann mit Frodo zu drei außer Haus Terminen, wovon ich auch eben erst erfuhr. Auch da kein Problem. In der Mittagspause ging es zum Italiener – selbstverständlich mit Frodo. Auch hier hat mein Mann gleich zu Beginn das Personal angehalten, unseren Neuberliner nicht anzufassen oder gar zu bedrängen. Verlief super! Im Büro hat er einmal markiert, beim zweiten Versuch war mein Mann mit dem Abbruchsignal schneller. Bei den Terminen hat der Bursche auch einmal zum Markieren angesetzt, konnte aber noch verhindert werden. Glück gehabt! Dass Frodo sein neues Revier markieren will, hatte ich bereits vermutet und meinen Mann darauf hingewiesen. Zuhause haben wir das inzwischen vom Tisch, sollte künftig außer Haus und im Büro in Berlin auch gelingen. Hier bin ich zuversichtlich. Bei den Gassirunden heute in Berlin hatte Frodo mehrfach Hundebegegnungen, natürlich angeleint. Mein Mann erzählte mir, war überhaupt kein Problem. Schnüffeln, kurz „hallo“ sagen und weiter geht’s. Sein Geschäft, groß und klein, hat Frodo auch problemlos bei den Runden verrichtet. Und jeden Grashalm markiert, sagt mein Mann! Nun bin ich gespannt, wie er sich nach seiner Rückkehr später verhalten wird und was die beiden anderen Rudelmitglieder sagen… Christian wird Frodo künftig regelmäßig aber wohldosiert mit nach Berlin nehmen. Im nächsten Schritt darf er dann mit meinem Mann auch in Berlin übernachten. Alles zu seiner Zeit.
20. Mai: Heute hat Frodo erstmals seinen Futterbeutel im Garten apportiert! Zwar hat er zwischendurch die Spiel- / Apportierregeln missachtet und beschlossen, dass es einfacher ist, Tobys Beutel aus dessen Fang zu klauen, als seinem eigenen Beutel hinterherzulaufen, aber am Ende hat der Spielleiter gesiegt! Ich bin so froh, dass wir diese Hürde genommen haben und der Knoten in Sachen Apportieren geplatzt ist. Nun haben wir eine gute Basis, um unserem süßen Fratz eine Alternative zur Jagd zu bieten. Es wird noch ein weiter Weg, bis er auch im Wald und auf dem Feld apportiert, aber der Anfang ist gemacht! Jetzt liegt er friedlich und zufrieden auf seinem Schlafplatz und träumt vermutlich von einer großen Apportierkarriere, während Toby noch immer etwas grimmig schaut.
24. Juni: Frodo reist morgen mit meinem Mann erstmals für zwei Tage nach Berlin. Somit diesmal mit Übernachtung in der Stadtwohnung. Ich sehe bereits das Bild vor mir…Frodo markiert die Wohnung, mein Mann putzt… Zwar habe ich Christian bereits ein paar Verhaltensregeln ans Herz gelegt, ein Restrisiko bleibt jedoch!
Wenigstens zeigt Frodo nur noch in fremder, neuer Umgebung seinen Eifer, Nachrichten „zu senden“. Auch schauten wir uns nach einer geeigneten Hundeschule in Berlin um, in der Spiel- und Beschäftigungsstunden angeboten werden. Frodo soll so die Möglichkeit bekommen, mit Artgenossen spielen und toben zu können, die nicht im Rentenalter sind. Und gemeinsame Beschäftigung für die zwei unter Anleitung kann auch nicht schaden. Mal schauen, ob, wann und wie das gelingt. Sonst ist alles prima – Frodo ist ein echter Glückstreffer, ein Geschenk! Wir kamen vorhin aus dem Wald, wo uns die Rehe fast wieder über die Füße liefen. Im Anschluss haben wir Futterbeutel apportiert und nun liegen alle drei zufrieden und müde auf ihren Plätzen. Ein schönes Bild.
26. Juni: Nachrichten aus Berlin… Frodo war gestern Abend bereits spontan mit Christian in der Hundeschule. Es war zwar Junghundestunde, aber die Trainerin meinte, um mal zu schauen, kann er bleiben. Auf dem Gelände waren außer den Junghunden und Frodo noch zwei Schweine! Nebenan im Gehege Hühner und Kaninchen. Die Schweine waren für Frodo okay, Hühner und Kaninchen wurden am Zaun beobachtet, die Junghunde waren ihm zu nervig. Was ich verstehen kann. Die Übungen hat er gemeinsam mit Christian gut und mit Freude ausgeführt. Beim nächsten Mal soll mein Mann in eine andere Stunde mit erwachsenen Hunden kommen. Wie gesagt, war eine spontane Entscheidung und zum ersten Kennenlernen okay. Es muss halt auch immer zeitlich für Christian passen. Die Nacht war ruhig, Frodo hat nicht!!! markiert und lief bereits heute früh um 6 Uhr mit Christian in Berlin Mitte im Park spazieren. Alles gut also!
30. Juni: Am vergangenen Samstag hat mein Mann erstmals mit Frodo unter Ablenkung mit Frodo apportiert – 10 Punkte! Am Sonntag habe ich mit dem Schleppleinentraining im Wald begonnen. Frodo hat sehr gut mitgearbeitet und uns wieder mal überrascht. Und während ich diese Zeilen schreibe, liegt er auf der Terrasse und hält seine Siesta – lässig, als wäre es nie anders gewesen! Frodo ist angekommen:
Vom ehemals unsicheren, scheuen und unter Dauerstrom stehenden Hascherl, der desorientiert, unterfordert und voller Misstrauen seiner Umwelt gegenüber von einem Wutanfall zum nächsten jagt, ist nichts mehr übrig. Vom ehemals ambivalentem Verhalten des Hundes, der in einem Moment nach vorne geht und im nächsten Moment beschwichtigt, gestresst und hektisch, ist nichts mehr zu sehen. Frodo ist angekommen in seinem neuen Leben, hat seinen Platz im Rudel gefunden. Er apportiert inzwischen mit großer Freude und konzentriert seinen Futterbeutel und nimmt die ihm gestellten Aufgaben gerne an.
Frodo ist gelehrig und hat verstanden, dass die Grenzen, die ihm gesetzt und gezeigt werden und die Regeln, die es einzuhalten gilt, letztlich mehr Freiheit und Ausgeglichenheit für ihn bedeuten. Das Fundament ist gelegt, das Gerüst steht. Es kann „nur“ noch besser werden. Step by step und alles zu seiner Zeit!
Fazit: Die besten Entscheidungen meines Lebens traf ich mit meinem Herzen, aus dem Bauch heraus. So auch bei Frodo. Es war definitiv die richtige Entscheidung, mich auch dieser Herausforderung zu stellen. Frodo, ein ehemaliger Straßenhund mit entsprechendem Verhaltensrepertoire. Frodo, eine Erfahrung von unschätzbarem Wert!
Danke:
Danke sagen möchte ich Petra Hörmann, stellvertretend fürs gesamte Team in Deutschland und Spanien. Danke für Ihr Vertrauen in uns und mein größter Respekt für die Tierschutzarbeit, die Sie alle leisten!
Danke sagen möchte ich Seña und Toby, die Frodo im Rudel akzeptieren und respektieren und Frodo Orientierung und Sicherheit geben.
Danke sagen möchte ich meinem Mann, der Frodo regelmäßig mit ins Büro nach Berlin und zu Terminen nimmt und unserem Hund so auch außerhalb des eigenen Rudels und unserem beschaulichen Landleben hier in Mecklenburg-Vorpommern Abwechslung, Beschäftigung und Kontakt zu anderen Menschen und Hunden ermöglicht.
Danke Frodo, für das, was Du mich lehrst!
Last but not least:
Danke derer, die am Tag, als ich erstmals James’ Foto im Internet sah, ihre Hände / Pfoten im Spiel hatten. ( © Iris Bauer, im Sommer 2015 )