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Spanienfahrt Februar 2014

Einer meiner festen Prinzipien war bisher immer: steige niemals in ein Flugzeug! Ihr könnt mir glauben, ich weiß genau wovon ich rede, mein Mann arbeitet im Flugzeugbau. Aber es gibt ja auch das bekannte Sprichwort: „wer a sagt muss auch b sagen“. Mir blieb also gar keine andere Wahl, als gemeinsam mit Nicole den Flug meines Lebens anzutreten. Und so saß ich dann am 25.02., bereits am Ende meiner Nerven, gemeinsam mit meiner Teamkollegin in einer winzig kleinen Boing 737 auf dem Weg nach Spanien.

Ich habe es tatsächlich überlebt und war heilfroh, als wir bei lieben Freunden einkehren, uns etwas stärken (ich hatte nämlich vorsorglich nichts mehr gegessen) und unser müdes Haupt in ein gemütlich hergerichtetes Bett legen konnten. Ausgeschlafen und gestärkt ging es am folgenden Morgen Richtung Madrid, um der Einladung Minervas zu folgen, sie Kennenszulernen und das Tierheim Proa zu besichtigen.

Wir wurden bereits von Minerva erwartet, die uns mit der typisch spanischen Herzlichkeit in Empfang nahm. Eine zierliche kleine Frau, auf deren Schultern die Verantwortung für über 60 Hunde und den Erhalt des Tierheimes liegt. Sie hatte extra freigenommen, um möglichst viel Zeit mit uns zu verbringen und den Rundgang durch das Tierheim mit uns gemeinsam machen zu können. Bereits am Eingang lernten wir Osito kennen, der alte Rüde hat unser aller Herz in Sekunden berührt und erobert. Sein bisheriges Leben kann er nicht verleugnen, die jahrelange Kettenhaltung hat ihre Spuren hinterlassen, er taumelte beim Laufen, wirkte müde und gebrechlich und seine letzten Monate sind gezählt. Am liebsten hätten wir ihn vom Fleck weg mitgenommen, um ihm noch für die verbleibende Zeit ein Zuhause in einer Familie mit Liebe und Zuwendung zu schenken. Seine Augen werde ich wohl nicht vergessen, klar und erwartungsvoll hat er uns angesehen und bereits hier musste ich das erste Mal mit den Tränen kämpfen.

Stolz, aber auch sorgenvoll präsentierte Minerva uns das Katzenhaus mit seinen Bewohnern. Die Katzen machten einen zufriedenen Eindruck, räkelten sich genüsslich und genossen die ersten Sonnenstrahlen. Liebevoll war das Freigehege eingerichtet, das den Katzen genügend Möglichkeiten bietet, sich zu beschäftigen. Ein Großteil der Katzen ist nicht vermittelbar, da sie chronische Erkrankungen mitbringen. Eine finanzielle Belastung, die Minerva kaum aufbringen kann und auch bei den Hunden gibt es ebensolche Langzeitinsassen. Viele von ihnen, wie Amigo oder Rocky, sitzen bereits über Jahre im Tierheim. So tolle Hunde, offen, freundlich und sehr menschenbezogen. Ich hätte mich am liebsten den Rest des Tages mit ihnen beschäftigt, da sie uns als willkommene Abwechslung freudig in Beschlag nahmen. Minerva erzählte uns, dass diese Hunde in Madrid keine Chance auf ein eigenes Zuhause haben, sie sind zu groß, die Menschen suchen, falls überhaupt, nur kleine Hunde. Traurig folgten uns ihre Blicke, als wir den Rundgang fortführten und in Gedanken war ich bereits dabei, für diese Hunde ein Zuhause zu suchen. Sehr gefallen hat mir das individuelle Training mit den einzelnen Hunden, eine willkommene Abwechslung, die den freiwilligen Helfern ebenso viel Spaß macht, wie den Hunden.

Das kleine Pitbullmädchen Ambar hat mich besonders berührt, sie war so voller Begeisterung und Elan bei der Sache, dass mir das Herz blutet, bei dem Gedanken, dass die kleine Maus das Tierheim nie verlassen wird. Sie wurde zu Hundekämpfen missbraucht und ist daher nicht verträglich mit Artgenossen, sie wird den Rest ihres Lebens somit hinter Tierschutzmauern verbringen müssen und die einzige Abwechslung, die das Hundemädchen erfahren wird, ist die Stunde Zuwendung am Tag, in der ein freiwilliger Helfer sich mit ihr beschäftigt. Eines von vielen Hundeschicksalen in Spanien, aber für mich eine enorme Belastung, weil ich weiß, ich kann ihr zu keinem besseren Leben verhelfen. Die Zeit verging wie im Flug und Minerva wurde nicht müde, uns zu jedem Hund die Lebensgeschichte zu erzählen und schnell hatte man das Gefühl, die Hunde bereits eine lange Zeit zu kennen. Ob es das kleine, schüchterne Bretonenmädchen Beky ist, das einer Familie sicher sehr viel Freude bereiten würde, oder die schon in die Jahre gekommene Schäferhündin Maggie, mit Sicherheit eine Bereicherung für jeden Schäferhundliebhaber, oder Marlon, aktiv und mit einem großen Potential ein Traumhund zu werden. Die Beschreibungen von Minerva haben nun alle Gesichter und sind zu „meinen Hunden“ geworden, die ich so gerne alle in ein besseres, sorgenfreies Leben schicken möchte.

Schaut man sich die mitgebrachten Fotos an, erweckt es erst einmal den Eindruck, dass es sich bei der Proa um ein Vorzeigetierheim handelt, schöne Zwingeranlagen und ein mit Herzblut errichtetes Tierheim, sehr sauber und gepflegt, doch der Schein trügt. Die Wirtschaftskrise hat auch vor Minervas Tierheim nicht halt gemacht, die wenigen Mitglieder können ihre Beiträge nicht mehr zahlen und dem Tierheim fehlt das Geld für alltägliche Dinge wie Futter und tierärztliche Grundversorgung. Der Strom ist bereits seit Monaten abgestellt und die eisige Kälte im Winter macht vor allem den kranken und alten Hunden aber auch den Galgos schwer zu schaffen. Normalerweise ziehen solche Hunde im Winter nachts in die Quarantänestation, werden zusätzlich mit einer Wärmelampe bestrahlt, damit sie sich ein wenig erholen können, aber wo kein Strom ist, ist auch keine Wärmelampe. Galgos wie die bereits in die Jahre gekommene Cuba leiden ernorm. Teilnahmslos lag sie frierend in ihrem Körbchen, eng an Galgo Eden gekuschelt. Uns hat sie nicht einmal mehr wahrgenommen, sie erweckte den Eindruck, sich aufgegeben zu haben und es war unglaublich schwer, diese zierliche Hündin so leiden zu sehen, sie zurück lassen zu müssen, ohne ihr helfen zu können.  Hunde wie der sanfte Riese Sanson brauchen eine Menge an Futter, auch er sitzt bereits über viele Jahre im Tierheim, ohne Chance auf eine eigene Familie. Die Langzeitinsassen verursachen feste Kosten, ebenso die kranken und geschwächten Tiere, Medikamente können nicht mehr bezahlt werden und die Tierarztkosten häufen sich. Das Wasser steht Minerva bis zum Hals, es gibt noch so viel brachliegendes Potential auf dem Gelände, es liegen Reparaturen an, die nicht durchgeführt werden können. Die Tierheimmitarbeiter fangen an, wichtige Instandhaltungsmaßnahmen nur notdürftig durchzuführen oder fangen gar nicht erst damit an. Die Folgen werden sein, dass das Tierheim auf lange Sicht gesehen verfällt und in den nächsten Jahren wieder da ist, wo es angefangen hat: Ein heruntrgekommenes Grundstück, provisorisch am Leben erhalten, Hunde und Katzen, die ein trostloses Tierheimleben fristen, neue Streuner können nicht aufgenommen werden, weil man sie nicht unterhalten kann.

Minerva kann die Aufgabe, das Tierheim zu erhalten und den Hunden ein bestmögliches Leben zu geben nicht alleine bewältigen, sie ist auf feste Partner in Deutschland angewiesen. Wir möchten zukünftig die Sorgen um die Hunde mit ihr teilen, denn uns hat ihr bedingungsloser Einsatz und der tägliche Kampf ums nackte Überleben sehr beeindruckt. So viel Kampfgeist und persönlichen Einsatz hätte ich von dieser zierlichen Frau nicht erwartet und ich denke, es ist von unserer Seite her selbstverständlich, zukünftig ihre Sorgen und Nöte zu teilen und ihr helfend zur Seite zu stehen, damit die Hunde keinen Hunger leiden müssen, damit im kommenden Winter der Strom wieder bezahlt werden kann, damit man das brachliegende Grundstück herrichtet, damit ein paar weitere Hunde bei ihr Unterschlupf finden können und nicht tagtäglich auf den Straßen von Madrid ums nackte Überleben kämpfen müssen. Ein langer und ganz bestimmt kein leichter Weg, aber wir haben uns entschlossen, ihn zukünftig gemeinsam mit Minerva zu gehen und ich freue mich sehr, ihr irgendwann schreiben zu können, dass einer ihrer Herzhunde, nämlich einer der Langzeitinsassen und alten Hunde, ein schönes Zuhause in Deutschland gefunden hat.

Und wenn ihr nun noch Muße zum Weiterlesen habt, laden wir euch herzlich zu einem Rundgang durch das Tierheim Proa ein:

Der Eingangsbereich ist mit viel Liebe gestaltet. Zwei kleine Kakteen – Steinbeete und eine Bank laden zum Verweilen ein, im Sommer ein sehr schöner Platz, um vom Tierheimalltag für kurze Zeit abzuschalten. Im Zwinger am Eingang leben die alten, nicht mehr vermittelbaren Hunde, die uns freudig begrüßten. Im angrenzenden, ehemaligen Büroraum wurden Hundekörbe aufgestellt, die den Hunden Unterschlupf bei Regen und Kälte bieten und worin sie ihre Nacht verbringen können. Das Katzenhaus, das im hinteren Teil des Proagrundstückes liegt, bietet viel Freiraum, die Katzen haben die Möglichkeit zum Spielen und bekommen genug von der Außenwelt mit, um kein trostloses, isoliertes Leben führen zu müssen. In mehrere Gehege aufgeteilt und bereits von außen gut sichtbar gekennzeichnet sind die Außengehege der kranken und ansteckenden Katzen, damit eine Übertragung auf die gesunden Tiger vermieden werden kann. Die Quarantänestation befindet sich im Hauptgebäude und jeder Neuzugang muss dort erst einmal die ersten drei Wochen verbringen, bevor er in die bestehende Katzengruppe integriert werden kann. Die Innenräume des Katzenhauses sind recht klein, aber mit viel Fantasie bestmöglichst genutzt.

Die Hundezwinger sind nur durch eine Schleuse zu betreten, zum Zeitpunkt unseres Besuches stand ein Desinfektionsbecken davor, da ein Hund an einem Magen – Darmvirus litt und so eine Übertragung auf die anderen Hunde vermieden werden sollte. Auch hier sind die einzelnen Zwinger gekennzeichnet, und bei den Hunden, deren Zwinger man nicht betreten darf, findet sich ein entsprechender Hinweis. Sehr gefreut hat es mich, dass die Proahunde von einem Hundetrainer unentgeltlich unterstützt und trainiert werden, und dass es zahlreiche Gassigänger gibt, die Hunde zum Spaziergang abholen. Das hat nicht nur den Vorteil, dass die Hunde bereits alle an Halsband und Leine gewöhnt und leinenführig sind, sondern sie kommen außerdem aus ihrem Tierheimalltag heraus, lernen mit Umwelteinflüssen umzugehen und bauen Vertrauen zum Menschen auf. Im Gebäude der Proa befindet sich eine kleine Krankenstation, die zur Zeit von Pudel Bubo bewohnt wird, der intensiv betreut werden muss. Dort kann vor Ort Blut abgenommen werden, ohne gleich jedes Tier zum Tierarzt fahren zu müssen. Der kleine Operationssaal ist sehr sauber und die herrschende Ordnung hat mich sehr beeindruckt. Ein ordentlich geführtes Aufnahmeregister, ein großer Wandkalender, in dem alle Behandlungen und Impfungen festgehalten werden, ergänzen das Gesamtbild.

Im Gebäude befindet sich auch noch ein kleines Büro und ein Raum, der für die freiwilligen Helfer mit einer Küche hergerichtet wurde, damit sie sich über den Tag auch mal selbst versorgen können. Auch die 2005 errichtete Quarantänestation war in einem sehr sauberen Zustand. Die Quarantäne ist bis unter die Decke gefliest, wodurch ein problemloses Reinigen möglich ist, das Wasser wird durch Rinnen vor den einzelnen Zwingern abgeleitet. Ein sicher eingezäuntes Freilaufgelände ermöglicht den Hunden auch außerhalb ihrer doch recht begrenzten Zwinger zu toben und zu rennen.Zwischen dem Gebäude und den Zwingeranlagen ist noch genügend Platz um ein paar Bänke und Tische aufzustellen, und im Sommer findet dort jedes Jahr ein kleiner Flohmarkt zu Gunsten der Proatiere statt. Ein alter Baumbestand ist bereits vorhanden und bietet im Sommer zahlreiche Schattenplätze.

Packen wir es an und versuchen, gemeinsam Unmögliches möglich zu machen und Minerva zukünftig im Kampf um den Erhalt ihres Tierheimes zu unterstützen. ( © Petra Hörmann )

Ein vernünftiger Mensch passt sich den Umständen an.
Ein Unvernünftiger versucht hartnäckig die Umstände zu bewegen.
Deshalb geht alle Entwicklung von unvernünftigen Menschen aus (Georg Bernhard Shaw)

 

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